Trio PinedaBraußStrobel begeistert das Publikum

Die Arbeitsgruppe Klassik des Bremervörder Kultur- und Heimatkreises, insbesondere vertreten durch den ausgewiesenen Klassik-Kenner Ludwig Most, hat mit ihrem Engagement des Trios PinedaBraußStrobel wieder einmal eine gute Auswahl getroffen. Das Instrumentaltrio begeisterte am 7.September 2018 das Publikum mit seiner ungebändigten Spielfreude.

300philip pineda resch180907a c ManfredBordiehnIn spontaner Programmumstellung begann das Trio mit dem filigranen Werk Primavera aus den Cuatro Estaciones Porteñas von Astor Piazolla. Mit zartem Klang verlieh Philip Pineda an der Tenorposaune dem Frühling sanfte Gefühle, um gleich darauf kraftvoll dem aufkeimenden Jahresanfang Ausdruck zu verleihen. Umspielend und ergänzend rundeten Elisabeth Brauß am Klavier und Kai Strobel am Vibraphon dieses Werk ab. In seiner Begrüßung begründete Philip Pineda, man habe sich und das Publikum zunächst frei und locker spielen wollen, was den drei sympathischen Künstlern durch die Beifallsbekundung gern honoriert wurde.

Mit zwei Stücken aus den Ariettes oubliées von Claude Debussy schlugen die Künstler, die an diesem Abend ihre Premiere als Trio verzeichneten, leisere und nachdenklichere Töne an. Die Vertonungen von Paul Verlaines Gedichtzyklus „Romances sans paroles“, der im Jahr 1874 entstand, ließen das geschriebene Wort zu Tönen und Farben in feinsten Abstufungen und Schattierungen werden.

300kai strobel180907f c ManfredBordiehnUnterlegt von einem medialen Klangteppich indigenen und indischen Ursprungs entfachte Kai Strobel mit dem Stück Attraction von Emmanuel Séjourné ein klangliches Feuerwerk an Marimba und Vibraphon. In seiner Performance fühlte man sich teils sphärisch entführt, teils mitgerissen von schnellen Läufen. Bekannt ist dieses Werk - wie Strobel während seiner Umräumarbeiten erwähnte - in der sehr hörenswerten Fassung von Christoph Sietzen (auf Youtube).

Mit den Aquarelles I. Green aus den Ariettes oubliées wollte Claude Debussy mit lieblichen Tönen („Sieh die Früchte, die Blumen, die Blätter…) seine französische Frau beschwichtigen, nachdem ihr seine Liebschaft zu einer englischen Dame zu Ohren kam. Ob es ihm gelang, ist nicht bekannt. Die Zuhörer konnten sich jedenfalls dem sanften Klang hingeben, um dann den für Klavier und Sopran geschriebenen Fantoches aus den Fêtes galantes nach Gedichten von Paul Verlaine zu lauschen. Neben dem brillianten Spiel von Elisabeth Brauß verkörperte Philip Pineda den Sopran mit seiner Tenorposaune. Das Stück Claire du lune ergänzte den Ausschnitt aus diesem Zyklus.

Während die Musiker mit dem eher getragenen Invierno Porteño von Astor Piazzolla den Winter in Buenos Aires nachempfinden ließen - und das Publikum in die Pause entließen, nahmen sie die Zuhörer gleich nach der Pause mit dem temperamentvollen Tango Verano Porteño gefangen, dem dritten jahreszeitlichen Stück aus Piazzollas Tango-Zyklus Cuatro Estaciones Porteñas.

300kai strobel180907g c ManfredBordiehnEinen für Bremervörder Ohren eher ungewohnten Höreindruck bot Kai Strobel in seinem zweiten Abend-Solo mit Rebounds A von Iannis Xenakis. Nur auf Trommeln unterschiedlicher Art gespielt, steigerten sich die Schläge, zunächst mit viel Raum, kontinuierlich im Tempo, in schnelleren Noten und hinzugefügten Phrasen. Nach Aussage des Künstlers beruhe die komplexe Komposition auf der Übersetzung mathematischer Berechnungen.

300elisabeth brauss180907a c ManfredBordiehnDie drei Sätze aus der Suite „Scaramouche“ hätten den beeindruckenden Abend in ihrer Heiterkeit (Viv), Melancholie (Moderé) und mit einer „hitzigen“ Samba (Brazileira) abgerundet. Die Begeisterung des Publikums, das nicht nur den hervorragenden Künstlern zuliebe hätte zahlreicher sein sollen, forderte dem Trio aber noch eine Zugabe ab: Fuga y Misterio von Piazzolla, in der nicht nur die Pianistin die Bandbreite ihres Könnens präsentieren konnte.

Mit dem Blick in die fröhlichen Augen der Zuhörerinnen und Zuhörer konnte Manfred Bordiehn als Mitglied der Arbeitsgruppe konstatieren, dass Philip Pineda, Elisabeth Brauß und Kai Strobel bei aller Vielschichtigkeit ihrer Darbietung sowohl herausgefordert als auch den Nerv des Publikums getroffen haben.